Dresdner Neueste Nachrichten vom 31.03.2001:


Abstraktes ohne Entfremdung.
Ölbilder von Mechthild Mansel im Dresdner Herz- und Kreislaufzentrum
.

In den öffentlichen Räumen des
Herz- Kreislaufzentrums Dresden
sind derzeit 81 Ölbilder der Malerin
Mechthild Mansel zu sehen. Es han-
delt sich bei allen um Bilder ohne ge-
genständlichen Inhalt, bestehend
aus vehementen Farbschwüngen,
die, ganz den Eingebungen der
Künstlerin folgend, sich impulsiv
über das jeweilige Bild ausbreiten.
Das Besondere drückt sich über die
Art und Weise aus, wie Farbe, Fläche
und Linien miteinander verbunden
sind und zusammenwirken. Dabei
dominieren die Grundfarben Rot,
Blau und Gelb in ihren tonalen Ka-
denzen, oft begleitet von einem
durchdringenden Schwarz und
Weiß durch violette Schichtungen
unterlegt; manchmal auch von
Braun, das in einigen von ihnen den
Bildcharakter bestimmt. Jedes Bild
ist geronnene Emotion, gestisch-
spontan oder in einem `länger wir-
kenden Prozess auf die Leinwand ge-
bracht. Die Titel der Bilder sind er-
funden und berühren nur einen
flüchtigen, zum Nachdenken be-
stimmten Aspekt.
Initialerlebnis für den Farben-
rausch auf ihren Bildern war das in-
tensive Licht Italiens, das sie bei
mehreren Studienaufenthalten An-
fang der 9Oer Jahre in Florenz und
auf ihren Reisen durch den Süden
kennenlernte. Eigentlich ist die
Künstlerin mehr Grafikerin und ar-
beitet hier ganz im Figürlichen. Man
spürt auch in den Ölbildern das Li-
neare, das sich über das Bild mag-
matisch ausbreitet und in Schlieren
und zu größeren Flächen gerinnt.
Das Bild besteht aus einem Geflecht
von ursprünglichen Linien, die sich
oft zu konzentrischen Kraftfeldern
verdichten. Tiefe und Bewegung sind
das Resultat, wirken wie Strudel
oder Soge, wie alles mitreißende
schwarze Löcher.


Auf Reisen in die Welt (insbesonde-
re die USA) entdeckte sie im Nachhi-
ein die Nähe ihrer Arbeiten zu den
abstrakten Expressionisten, v.a. Jack-
son Pollock. Die ausgestellten Bilder
entstanden zwischen 1994 bis 1999
und repräsentieren ein Werk, das
sich durch stete Unruhe und An-
spannung hindurch fortgesetzt
hat. In den letzten Jahren sucht die
Künstlerin intensiver die Auseinan-
dersetzung mit inneren Stimmun-
gen. Malen ist für Mechthild Mansel
vor allem ein Akt innerer Befreiung.
Ihre Bilder treten ihr gewissermaßen
als ein Teil ihres Selbst gegenüber
als "neue Realität". Diese unmittel-
bare Beziehung zu ihrer Kunst birgt
noch nichts Entfremdetes in sich und
ist voller Urgewalt und Instinkt. In
allen Bildern tut sich der Spaß am
Malen kund: Indem Mechthild Man-
sel das Chaos aus sich herauslässt,
wird das Malen zur Befreiung. Und
was auf den ersten Blick wie eine
Reihe bizarrer und gleichermaßen
vehement vorgetragener Gefühlsaus-
brüche erscheint, erweist sich von
Bild zu Bild immer als etwas Eige-
nes, Besonderes, Diszipliniertes, das
sich in ein "Bildindividuum" verwan-
delt hat. Man kann das genau über-
prüfen: Immer prägen sich Bilder ein
und erschließen sich nach einiger
Zeit, indem sie sich uns erst durch
oftes Schauen anfreunden. Mecht-
hild Mansels Bilder sind gegen ein
oberflächliches Sehen und regen
stark an: Wer sie einmal sah, ver-
gisst sie nicht wieder. Ihre Schönheit
aber erfasst man erst nach und
nach.                       Heinz Weißflog
  Die Ausstellung ist bis Ende April zu
  Sehen. Am Donnerstag ,dem 26.
  April, 11 Uhr wird in der Techniker
  Krankenkasse Georg-Bähr-Str. 8, ei-
  ne weitere Ausstellung von Mechthild
  Mansel unter dem Titel "In Bewe-
  gung", Arbeiten auf Papier, eröffnet.


 

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