Tanz und Bewegungsstudien
bildeten
den Ausgangspunkt für eine Reihe
von Arbeiten auf Papier, die in der
Galerie Sillack zu sehen sind. Mecht-
hild Mansel (geb. 1959 in Dresden)
besuchte in den bewegten Jahren
nach 1989 Ballettschulen und die
Probebühne der Semperoper, um Fi-
gur und Bewegung zu studieren und
für die Malerei nutzbar zu machen.
Ihre dort entstandenen "Tanzstudi-
en" gehen aber darüber hinaus: Hier
entdeckte sie die Beziehung des Fi-
gürlichen zur jeweiligen Raumsitua-
tion, den Raum im Raum.
Der Tanz als vollendetste Bewe-
gungsform des Menschen vereint
Rhythmus, Melodik und Raumgefühl
zu einer eigenen Welt: Wirk-
lichkeiten, die man auf dem stum-
men Papier nicht anders als durch
Farbe und Struktur zum Klingen
bringen kann. Klang muß in ein
Sehen umgesetzt werden, das sich
nicht rein gegenständlich vermit-
teln läßt. Neben der jeweiligen
Figuration, die eine bestimmte
Situation auf der Bühne gegen-
wärtig werden läßt, spielen zu-
fällige Affekte der den Pinsel
führenden Hand eine Rolle, die zu
immer abstrakteren Gestal-
tungen in beinahe somnambulen
Schwüngen und zeitlupenhaften Mo-
mentaufnahmen führen. In diesem
Sinne näherte sich Mechthild Mansel
der gestischen Malerei, bei der das
Farbliche an Bedeutung gewinnt. Be-
wegungsabläufe wurden "eingefro-
ren", der jeweiligen Körperkorre-
|
spondenz und deren Ausdruck fol-
gend. Jedes Moment spiegelt aber
auch Gefühle der Künstlerin, ihr in-
neres Verhältnis zum Raum-Figurati-
on-Klang-Erlebnis in einer Art Objek-
tivation. Ihre "Sehübungen" begin-
nen mit der Beobachtung der Kör-
persprache und weiten sich zu einem
optischen Klangerlebnis. Oft ist dabei
eine Grundfarbe vorherrschend, die
ganz zart und einfühlend tonale Un-
terschiede hervorbringt. Unter den
Strichen scheinen Flächen durch,
türmen sich auf zu Wirbeln und Stru-
deln, tauchen in maritimes Wurzel-
werk, verspinnen sich zu Nestern,
Geweben, Körpern. Eine Bewegtheit,
die den Betrachtenden auffordert,
sich zu bewegen am Gerüst der Lini-
en, Fäden, Knäuel, Tropfen, Wolken
und Flocken entlang über eine fremd
erscheinende Landschaft ...
Daß die Künstlerin auf Papier malt,
zeigt, wie unmittelbar die Bilder ent-
stehen. Im erstarrenden Ölbild ist
ihr Thema nicht zu bewältigen. Die
"vor der Natur" gemalten Gouachen
und Aquarelle haben eine Unmittel-
barkeit und Echtheit der Emp-
findung. Die jüngsten Arbeiten
scheinen mit ihrem Gelb-Orange
und dessen tonalen Abstufungen ein
wenig problematisch zu sein. Hier
spürt man noch die Suche nach ver-
tieftem Ausdruck und dem Umgang
mit den als Entdeckung empfundenen
Farbdifferenzierungen.
Heinz
Weißflog
Die Ausstellung ist bis zum
9. Mai zu sehen.
|
|